Chronographen der 1960er Jahre: Immer gefragt
Armbanduhren mit Chronographenfunktion gibt es mittlerweile schon seit etwa einem Jahrhundert. Viele der Modelle aus dem frühen 20. Jahrhundert von Marken wie Longines, Breitling und Universal Genève waren tatsächlich umgebaute Taschenuhren und die meisten kamen in Flugzeugcockpits zum Einsatz. Aber auch mechanische Chronographen fanden eine Nische in der Welt des Rennsports. Bis in die 1960er-Jahre war es bei Rallyes üblich, dass der Beifahrer die Zeit mithilfe der Uhr im Armaturenbrett des Wagens im Blick hatte und diese während des Rennens dokumentierte.
Die 1960er Jahre markierten die intensivste Entwicklungsphase für Chronographen. Daraus entstanden neue Kaliber, Gehäuseformen und Zifferblattdesigns, von denen viele bis heute nahezu unverändert in modernen Zeitmessern zu finden sind. Chronographen aus den 1960er-Jahren sind seit langem begehrte Sammlerstücke. Die Vielfalt hier ist enorm und die Preise reichen von ein paar hundert Dollar bis hin zu buchstäblich Millionen. Neben dem Design und der Qualität der Uhren ist es auch die Geschichte bestimmter Modelle, die sie besonders begehrenswert machen.
Rolex Daytona Paul Newman
Im ersten Teil dieser Serie stelle ich drei der wichtigsten Chronographen aus den 1960er-Jahren vor und schaue, wo sie heute stehen. Seien Sie gespannt auf weitere Modelle.
Jack Heuer, geboren 1932, war nicht nur ein Pionier der modernen Uhrmacherkunst, er war auch ein begeisterter Amateur-Rennfahrer. Beliebte Modelle wie der Autavia, der Carrera und der Monaco gehen auf ihn zurück, doch er war nicht nur für das Aussehen dieser Ikonen verantwortlich. Nein, unter seiner Leitung entwickelte Heuer gemeinsam mit Breitling, Büren und Dubois-Dépraz eines der ersten automatischen Chronographenkaliber überhaupt. Das unter verschiedenen Bezeichnungen bekannte Uhrwerk, darunter Calibre 11 oder Chrono-Matic, fand ab 1969 Eingang in eine Reihe von Heuer-Modellen sowie in Uhren anderer Hersteller.
Die Entstehungsgeschichte des Autavia (AUTomobile und AVIAtion) ist vielleicht eine der interessanteren überhaupt, da sie als Lösung für ein ziemlich einfaches Problem geboren wurde. In den späten 1950er Jahren nahm Jack Heuer als Beifahrer an einer Rallye teil. Während des Rennens hatte er jedoch Schwierigkeiten, die Uhr im Armaturenbrett des Autos (übrigens auch Autavia genannt) richtig abzulesen. Dadurch erreichte sein Auto die Ziellinie nicht rechtzeitig und platzierte sich schlechter als erwartet. Als Reaktion darauf schuf Jack Heuer die erste Autavia-Armbanduhr mit der Referenznummer 2446.
Charakteristisch für die Referenz ist das umgekehrte Panda-Zifferblatt mit Hilfszifferblättern bei 3, 6 und 9 Uhr. 2446. Über die Tachymeterskala auf der Lünette kann der Träger sowohl Geschwindigkeit als auch Distanz bestimmen. Heuer stellte bis in die 1980er Jahre zahlreiche Varianten der Autavia vor. Das Modell wurde von mehreren namhaften Rennfahrern getragen und entsprechende Versionen sind heute unter den Namen der Fahrer bekannt. Während Jochen Rindt mit dem Schiedsrichter in Verbindung gebracht wird. 2446, Mario Andretti ist mit dem Schiedsrichter verknüpft. 3646. Jo Siffert hingegen trug eine Autavia 1163T, ein Modell, das auch ein Favorit des Hollywood-Stars und Amateur-Rennfahrers Steve McQueen war. So erlangte die Autavia den Ruf einer Uhr für diejenigen, die im Herzen Draufgänger waren.
Vor der Einführung des automatischen Kalibers 11 stattete Heuer alle seine Autavia-Modelle mit Handaufzugswerken von Valjoux aus. Uhren mit dem Valjoux 72 (drei Hilfszifferblätter) und Valjoux 92 (zwei Hilfszifferblätter) sind heute besonders begehrt und daher teurer. Heuer stattete GMT-Varianten mit dem Valjoux 724 aus.
Vintage-Autavia-Modelle hatten einen relativ kleinen Durchmesser von 39 mm und waren ausschließlich aus Edelstahl gefertigt. Beliebte Editionen verlangen auch im Jahr 2023 immer noch gesunde Preise. Für eine „Jochen Rindt“ in gutem Zustand (Ref. 2446 mit Valjoux 72) müssen Sie mit rund 17.500 US-Dollar und für eine „Jo Siffert“ mit weißem Zifferblatt (Ref. 1163T) mit rund 12.000 US-Dollar rechnen mit einem Kaliber 11). Eine „Mario Andretti“ (Ref. 3646 mit Valjoux 92) hingegen kostet rund 13.500 US-Dollar.
Die neue Heuer Autavia ca. 2017
Unter der Leitung von Jean-Claude Biver stellte Heuer 2017 zwei neue Autavia-Modelle vor. Auf den ersten Blick ähneln die Uhren frappierend den Kultmodellen aus den 1960er-Jahren, doch sowohl technisch als auch in der Größe hat sich einiges getan. Die Referenzen CBE2110 und CBE2111 haben jeweils einen Durchmesser von 42 mm und werden vom automatischen Manufakturkaliber Heuer 02 (Tricompax-Anordnung) angetrieben. Aufgrund der Konstruktion des Uhrwerks ist die Uhr auch viel höher als die Vintage-Versionen des Modells.
Wenn Sie das Handgelenk haben, um es zu tragen, können Sie sich auf relativ moderate Preise für diese neueren Referenzen freuen. Für eine CBE2110 mit schwarzem Zifferblatt können Sie etwa 4.500 US-Dollar und für die limitierte „Jack Heuer“-Edition mit silbernem Zifferblatt und schwarzen Hilfszifferblättern 5.700 US-Dollar ausgeben.
Zenith El Primero: Der erste automatische Chronograph der Welt
Während Heuer, Breitling, Büren und Dubois-Dépraz damit beschäftigt waren, ihr eigenes Automatik-Chronographenwerk zu entwickeln, war auch der Schweizer Hersteller Zenith fleißig am Werk.
Tatsächlich gelang es dem Uhrmacher, sein „El Primero“ (spanisch für „das Erste“) einige Monate vor dem Heuer-Kaliber 11 vorzustellen. Eine besondere Besonderheit dieses Uhrwerks ist seine hohe Unruhfrequenz. Das Hochgeschwindigkeitswerk schlägt mit 36.000 Halbschwingungen pro Stunde. Zum Vergleich: Das Kaliber 11 von Heuer läuft nur mit 19.800 Halbschwingungen pro Stunde. Die höhere Frequenz des El Primero verschaffte ihm einen Vorsprung, da er bereits 1969 Zehntelsekunden messen konnte.
Vintage Zenith-Uhren mit der ersten Generation El Primero finden Sie unter den Referenznummern A384, A385 und A386. Die letztgenannte Referenz zeichnet sich durch ein Zifferblattdesign aus, das für die späten 1960er-Jahre recht neu war. Jedes der drei Hilfszifferblätter der Uhr hat eine andere Farbe: Blau für den 30-Minuten-Zähler bei 3 Uhr, Dunkelgrau für den 12-Stunden-Zähler bei 6 Uhr und Hellgrau für die kleine Sekunde bei 9 Uhr. Um das Ganze abzurunden, Es gibt die farbenfrohe Ergänzung eines roten Chronographenzeigers. Der A386 misst 38 mm im Durchmesser, was ganz dem damaligen Zeitgeist entspricht.
Die Referenzen A384 und A385 wiederum verfügen über ein tonneauförmiges Gehäuse, die Zifferblätter sind jedoch deutlich dezenter. Erstere verfügt über ein grün-beiges Zifferblatt mit weißen Hilfszifferblättern, während die A385 über ein traditionelleres Panda-Design verfügt. Allen drei Referenzen ist die Platzierung der Datumsanzeige bei 4:30 Uhr gemein, wo sie bis heute geblieben ist.
Mit Preisen ab 20.000 US-Dollar kostet ein gut gewarteter El Primero A386 deutlich mehr als ein A384 oder A385, die für eher 5.200 bzw. 9.000 US-Dollar erhältlich sind.
Moderne Uhren mit dem El Primero
Zenith hat die El Primero A386 unter dem Namen Chronomaster Original (Ref. 03.3200.3600/34.C869) neu aufgelegt. Wie ihr Vorgänger verfügt die Uhr über mehrfarbige Hilfszifferblätter und einen moderateren Durchmesser von 38 mm. Preislich liegt die Chronomaster Original bei rund 8.500 US-Dollar. Auch Zenith würdigte die A384 in ihrer Chronomaster Revival-Kollektion. Die Abmessungen und die Ästhetik des Ref. 03.A384.400/21 sind eine nahezu Nachbildung des Originals aus dem Jahr 1969. Das Kaliber El Primero 400 ist das schlagende Herz der Uhr, die dem Original aus den 1960er Jahren ebenfalls sehr nahe kommt. Erwarten Sie für diese Uhr Preise um die 7.500-Dollar-Marke.
Rolex Cosmograph Daytona: In einer eigenen Liga
Der Rolex Cosmograph Daytona: Wenn man diesen Namen hört, läuft es vielen Chronographenliebhabern kalt über den Rücken. Neben der Omega Speedmaster ist die Daytona wohl der bekannteste und begehrteste Chronograph der Welt. Die Uhr ist heute eine Stilikone, hatte aber damals tatsächlich einen ziemlich holprigen Start. Die erste Variante (Ref. 6238) stellte der Genfer Uhrmacher 1963 offiziell unter dem Namen „Cosmograph“ vor. Unter Sammlern ist diese Referenz heute als „Pre-Daytona“ bekannt. Der Name Daytona wurde erst zwischen 1964 und 1965 in die Sammlung aufgenommen. Es ist kaum zu glauben, dass diese Uhr in ihren Anfangsjahren in den Schaufenstern verstaubte; Rolex hat sogar darüber nachgedacht, die Linie komplett einzustellen!
Einer der Gründe für den langsamen Start könnte darin liegen, dass die Daytona als Rennsport-Chronograph tatsächlich recht spät auf den Markt kam. Die Omega Speedmaster beispielsweise war im Jahr 1963 bereits sechs Jahre auf dem Markt; Gleiches gilt für die Heuer Autavia. Ein weiterer Grund könnte darin liegen, dass Rolex damals noch kein eigenes Chronographenkaliber hatte. Der Hersteller musste sich beim Antrieb der frühen 1960er-Jahre-Versionen seines Daytona auf den Valjoux 72 verlassen. Obwohl es sich um ein hochkarätiges Uhrwerk handelte, fehlte ihm die Exklusivität eines hauseigenen Rolex-Uhrwerks. Rolex stattete spätere Versionen der Daytona mit der Zenith El Primero aus. Erst im Jahr 2000 begann Rolex endlich, die hauseigene 4030 in der Linie zu verwenden.
Während der Ref. Die Ref. 6238 verfügte über ein einfarbiges schwarzes oder silbernes Zifferblatt, ihr Nachfolger, die Ref. 6239 war die erste Uhr mit kontrastierenden Hilfszifferblättern. Zur Auswahl standen entweder schwarze Hilfszifferblätter auf silbernem Hintergrund oder Weiß auf Schwarz (umgekehrter Panda). Darüber hinaus wanderte die Tachymeterskala vom Zifferblattrand auf die Lünette. Dies war der Beginn des charakteristischen Aussehens, das heute den Daytona ausmacht.
Der Daytona war immer noch nicht gerade ein Bestseller, aber Hollywoodstar Paul Newman war dabei, das zu ändern. Newman besaß eine Reihe von Daytonas, aber sein Daytona-Schiedsrichter. 6239 mit ihrem markanten exotischen Panda-Zifferblatt wurde zur Stilikone. Die Referenz ist seitdem als Paul Newman Daytona bekannt. Man mag es heute wieder kaum glauben, aber Uhren mit exotischen Zifferblättern waren von Anfang an nicht gefragt. Mittlerweile sind relativ wenige Exemplare erhältlich, was sie zu den begehrtesten Vintage-Uhren auf dem Markt macht. Es ist bekannt, dass sie auf Auktionen schwindelerregende Preise erzielen, wobei einige Exemplare für bis zu 300.000 US-Dollar verkauft werden. Aber ich schätze, das ist tatsächlich ein Schnäppchen, wenn man bedenkt, dass Paul Newmans echte Uhr im Jahr 2017 für satte 17,8 Millionen US-Dollar verkauft wurde. Danke, Paul!
Dank Paul Newman eine der begehrtesten Uhren weltweit – Rolex Daytona 6239 mit Exotic Dial
Eine der begehrtesten Uhren der Welt: die Rolex Daytona 6239 mit exotischem Zifferblatt
Daytonas für (fast) jedes Budget
Im Gegensatz zu den oben beschriebenen Modellen Heuer Autavia und Zenith El Primero verließ die Daytona nie das Angebot von Rolex. Im aktuellen Katalog gibt es zahlreiche Varianten, darunter auch einige aus Edelmetallen und/oder mit Edelsteinen besetzt. Die Aktualisierungen des Modells erfolgten stets sehr subtil, sodass jeder Daytona fast sofort als solcher erkennbar ist. Eines der beliebtesten Modelle auf Chrono24 ist die Edelstahl-Ref. 116520, die gebraucht etwa 25.000 US-Dollar kostet. Am anderen Ende des Preisspektrums befindet sich die goldene Daytona Rainbow Ref. 116595RBOW, dessen Preis bei rund 1 Million US-Dollar liegt. Wie Sie sehen, gibt es für nahezu jedes Budget eine Daytona.